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Insel Santa Maria, Azoren

Todo bem?

Der Tag beginnt mit wolkenlosem Himmel. Das ist hier ziemlich selten. Wäre doch ein guter Tag für einen Inselausflug. Spontan packe ich ein wenig Proviant und mein Badezeug in den alten Rucksack und mache mich auf zum Kreisverkehr. Von hier aus hat man eine gute Chance schnell eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Es dauert keine zwei Minuten und ein Pickup hält an. Kann gerne bis zur Baia de S. Laurenco mitkommen. Wäre im Moment aber nicht so toll, da an der Strandpromenade eine große Baustelle ist, meint der Chauffeur.
OK, dann steige ich am Aufstieg zum Pico Alto aus und sehe mir das kleine Inselchen mal von oben an.



Hier beginnt jetzt auch ein Wanderweg der nach 24km an der NW Spitze bei Anjos endet.
Nach zwei Stunden mache ich an der Landstraße ein kleine Rast. Es dauert nicht lange und der erste Wagen hält an:”Todo bem?” alles in Ordnung werde ich gefragt. Ja, alles klar. Mit Händen und Füßen wird mir angedeutet das ich jetzt den Feldweg weiter marschieren soll. Denn wenn ich es richtig verstanden habe gibt es irgendwo “da hinten” Sopa do Espirito Santo. Doch, etwas Hunger habe ich schon, also marschiere ich los und lande nach anderthalb Stunden in der Barreio da Faneca. Eine Errosionswüste mit den tollsten Ockerfarben und mächtig heiß.
Mit einer Staubfahne nähern sich einige PKW, stoppen und besorgt werde ich gefragt “Todo bem”? Ein Wanderer, Sonntags bei der Hitze hier im Barreio? Da fährt man höchstens mit dem Auto hin!
Aber ich soll mir keine Sorgen machen, noch zwanzig Minuten da hinten in Milagres, da gäbe es die beste Sopa auf ganz Santa Maria.

Die Wunder von Milagres

Tatsächlich, nach gut zwanzig Minuten erreiche ich den Weiler Milagres. Ich staune nicht schlecht, hier haben wir 2009 unsere erste Heiliggeistsuppe gegessen. Ein toller Platz und genau die richtige Zeit.
Jetzt muß ich aber sofort in den Speiseraum kommen, die nächste Portion Suppe für alle wird gerade aufgetischt.



Der Nachtisch, “süßes Brot” ,wird draußen frisch aus dem Korb serviert und ein weiteres Glas Rotwein darf nicht fehlen.

Die heutige Suppe so erfahre ich, wurde von einem glücklichen Vater gespendet dessen Kind eine schwere Operation gut überstanden hat und wieder wohlauf ist.
Drei Herren kommentieren das Wunder mit einem klangvollen Gesang. In der Küche wird noch mal richtig nachgelegt. Es ist wirklich wunderbar hier in Milagres.

Ich frage einen der Herren ob ich wohl mitfahren kann zurück nach Vila do Porto. Ja klar, kein Problem. Aber einen Moment noch. Er winkt die beiden jungen Männer mit dem Brotkorb zu sich. So ganz ohne Proviant kann ich mich doch unmöglich auf den Heinweg machen. Und wenn ich jetzt nicht die zwei großen Kuchenstücke annehme, muß ich bestimmt gleich wieder aussteigen.

Fado a la Santa Maria

Nach der vielen Suppe könnte ich In Vila do Porto doch noch einen kleinen Kaffee trinken.
Höre ich da eine portugiesische Gitarre? In der Bar neben dem Supermarkt gibt der Wirt mit seinem Kumpel vor der geschätzten Stammkundschaft ein paar Fadostücke zum Besten. Spielen nicht schlecht die beiden, einfach so am heiligen Nachmittag in Vila do Porto, Santa Maria.