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Lagos/ Portugal 27 °C 24 °C 9-15KN

Weiter Richtung Winterlager

Heute Morgen können wir unser neues Dingi abholen. Es ist etwas kleiner aber dafür breiter als unserer Altes.
Wir verabschieden uns von Rolf und Gaby, kaufen noch etwas ein, checken aus und machen uns auf den Weg nach Portimao. Inzwischen ist es fast 14:00 Uhr.
Ein schöner Westwind weht mit bis zu 15 Knoten und keine Welle. Segeln wie auf dem Mittelmeer. Es läuft so gut, wir entschließen direkt nach Ohlao durch zu segeln, ca 30 Seemeilen. Für die nächsten Tage ist fast Windstille vorhergesagt.
Mein kurzer Einwand, dass ich nicht so gerne im Dunkeln in die Ankerbucht von Ria Formosa segeln möchte, entkräftet der Skipper mit da kennen wir uns aus, ist kein Problem. Gut, die Vorstellung noch einige Tage in der Ankerbucht verbringen zu können gefällt mir und so ändern wir den Kurs Richtung Ohlao.

Tanz auf dem Drahtseil

Alles läuft super. Mit 6-6,5 Knoten kommen wir unserem Ziel schnell näher. Ankunftszeit etwa 21:00 Uhr. Um 20:00 ist die Sonne weg und wir segeln mit Radarunterstützung weiter. Viele kleine und größere Fischerboote umschwirren uns und die Lichter der Ria Formosa und von Ohlao machen es nicht ganz einfach alle Positionlichter eindeutig zu verorten.
Plötzlich gibt es einen heftigen Schlag und noch einen lauten Rums und Bacchus steht. Unser erster Gedanke wir haben ein kleines Fischerboot gerammt. Doch dann sehen wir die Ursache. Eine quer zum Kurs aufgespannte, riesige Bojenleine hat uns hat uns aufgestoppt. In unserer Seekarte von 2007 ist hier jedenfalls noch freie Fahrt. Fest steht: wir sind fast im rechten Winkel in dieses Netz gerauscht, das Drahtseil ist unter dem Kiel durch und zwischen Skek und Schraube hängen geblieben. Dicke Fenderbälle halten das Stahlseil hoch, daran wiederum hängt das Netz. Schöne Sche…. Wir sind 3,5 Meilen vom Cap Santa Maria entfernt, der Einfahrt zur Bucht von Faro. Was sollen oder können wir tun? Das Drahtseil runterdrücken, oder die Fender zerstechen damit das Netz absinken kann? Wir verwerfen diese Idee. Da müsste Johannes mitten in der Nacht ins Wasser und das lehne ich entschieden ab. Die massive Trosse schlägt im Rhythmus der Wellen gegen die Schraube und das Skek, es ist kaum auszuhalten. Inzwischen ist es stockfinster und wir ziemlich ratlos und im leichten Schockzustand. Soviel ist klar; alleine kommen wir hier nicht raus.
Wir rufen über Funk Faro Port Control die 24h besetzt sind und die reicht uns nach einigem hin- und her nach Lissabon Search and Rescue weiter (SAR), zwischendurch meldet sich auch die Policia Maritima. Da kennt man sich offenbar schon aus. „You are trapped in the Tuna net“. Kommt wohl öfter hier vor…
Die SAR Leute sind zuvorkommend und melden einen Kontrollbesuch um 00:30 an und morgen früh helfen sie uns mit schwererem Gerät Bacchus irgendwie vom Seil zu ziehen.
Pünktlich 00:30 kommt dann ein großes Schlauchboot mit drei Mann, fragt ob alles Ok ist, ob wir mit an Land wollen um zu schlafen? Auf keinen Fall, wir bleiben auf dem Schiff.
Nun heißt es warten und ertragen das das Stahlseil bei jeder Welle wie eine riesige Feile an Bacchus herumsägt, die Fender und sonstigen Teile wie ein Hämmer auf das Unterwasserschiff einschlagen. Ein Bilgenalarm schreckt uns hoch. Wenn jetzt auch noch Wasser eindringt wird es kritisch. Ist aber zum Glück nur Waschwasser das derart in der Bilge umherschwappt das es den Alarm ausgelöst hat.
Plötzlich, nach einer besonders hohen Welle von hinten ändert sich die Geräuschkulisse. Das Rumpeln und kratzen ist jetzt Steuerbord und nicht mehr am Heck.
Johannes springt an Deck und tatsächlich das Netzseil liegt jetzt seitlich, das Achterschiff ist frei. Die hohe Welle hat das Ruder offenbar über das Drahtseil gehoben. Es ist wie ein Wunder. Wir überlegen ob wir es im Rückwärtsgang schaffen uns aus dieser misslichen Lage zu befreien. OK versuchen wir es. Motor springt an, Propellerwelle dreht sich ohne Fremdgeräusche und vorsichtig manövrieren wir uns vom Netz weg. Unglaublich, aber wir haben wieder Kontrolle über unser Boot und nehmen Kurs auf die Bucht von Faro, folgen dem Kurs des SAR Schlauchbootes um nicht noch mal in diese Falle zu geraten.
Jetzt müssen wir nur noch die enge Zufahrt nach Culatra bewältigen. Aber mit GPS, Kartenplotter und Radar schaffen wir auch die letzten 3 Meilen. Erschöpft und gerädert gehen wir um 07:00 in die Koje nicht ohne uns bei SAR und Policia- Maritima abzumelden. „Bacchus has solved the Problem and is now at Culatra anchorage. Thank you for assistance, Good night over- out”.