Seewege.de
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Ovacik/ Türkei 35 °C 26 °C NE 2-8 Bft

Aydincik

Bei Sonnenaufgang legt der Wind noch mal auf bis 41 Knoten (schwerer Sturm) richtig zu, so als wolle er noch nicht an den „Tageswind“ abgeben.
Ich bin genervt, es ist unerträglich warm, im Schiff 35°, wir sind beide unausgeschlafen und die starken Böen, lassen auch nicht gerade Frühstücksstimmung aufkommen.
Johannes macht unser Starkwindsegel klar. Wir wollen nur weg aus diesem Hexenkessel.
Mit jeder Seemeile die wir an Abstand gewinnen lässt der Wind nach. Bald haben wir alle Segel draußen: Genua, Kutterstagsegel, Gross und Besan. Unser Cockpit sieht aus wie eine Fundgrube für „Seile“ aller Art. Nach einigen Seemeilen erkennen wir auf der Wasseroberfläche eine wie mit dem Lineal gezogene Kante, hinter der es kocht und brodelt. Urplötzlich setzt der heiße Wind wieder mit Böen bis zur Sturmstärke ein und dreht um 90°. Nun gilt nur noch Genua rein, Besan und Groß reffen, Kutterstag auf die andere Seite und ab geht’s. Am Wind läuft Bacchus stetig seinen Kurs, der Wind variiert zwischen Flaute und Sturm. Einige Seemeilen vor dem Hafen in Aydincik, unserm Tagesziel schläft der Wind so plötzlich ein wie er gekommen ist. Gott sei Dank: Kein Anlegestress.
Wieder sind wir das einzige Segelschiff weit und breit. Der Hafen ist sehr sauber wir können im Hafenbecken schwimmen. Wieder in Gesellschaft von Wasserschildkröten und Salzwasserenten.
Hier erfahren wir vom Hafenmeister, dass es sich bei dem Wind um den Mistral handelt, ein heißer Fallwind aus den Bergen, der ein, drei fünf oder zehn Tage anhalten kann. Da hätten wir auch selber draufkommen können. Das kennen wir ja noch aus Griechenland. Wir beschließen erstmal noch einen Tag hier im schönen Hafen zu bleiben und hoffen dass der Mistral nicht zehn Tage anhält.