Nicht von dieser Welt
Lena schreibt
Ich begleite meine Eltern diesen Sommer zum 4. Mal auf ihren Seewegen.
Die Bacchus auf den Azoren war dabei das bisher weiteste und sagen wir exotischste Ziel.
Nach ein paar Tagen auf Terceira haben wir den Rest auf Graciosa, der „Lieblichen“ und zweitkleinsten Insel des Atlantik Archipels verbracht.
Der kleine verschlafende Ort Praia und der ab und an etwas belebtere Fischerhafen werden für einige Tage unser zu Hause. Sonst sind da nur das Meer, die Berge und der Blick auf den schlafenden Vulkan. Das Wetter ist mal sonnig warm und windig kalt, mal hängen die Wolken tief und grau über der Insel, mal ist es schwül und regnerisch.
Die Menschen sind zurückhaltend freundlich und mustern uns neugierig. Hier ist man kein alltäglicher Anblick.
Die Fischer gewöhnen sich schnell an einen, man wird gegrüßt, bekommt etwas vom Fang ab und darf auch mal im Fischerboot zu den Langustenkäfigen mitfahren, die vor der Hafenmauer im kalten Wasser treiben.
Nach ein paar Tagen fügt man sich der Umgebung, hat die Stimmung aufgesogen. Kaum Autos, kaum Menschen, kaum Geschäfte nach zehn Minuten Fußmarsch hat man den Ort verlassen und läuft vorbei an verfallenen Häusern aus Lavastein, passiert Kuhweiden, sieht mal einen Esel, ein paar Ziegen oder ein Pferd, die wenigen Menschen grüßen meistens. Die Natur ist saftig grün aber auch schroff. Die Weite und Offenheit der Insel geht ins Meer über.
Graciosa ist ein bisschen wie aus der Welt gefallen - wie als wäre die Zeit stehen geblieben und als hätte der Rest dieses kleine Stück Erde einfach vergessen.
Rückfahrt
Da mein Arbeitsalltag ruft, machen wird uns am 23. Juli frühmorgens auf den Rückweg nach Terceira. Es gibt kaum bis gar keinen Wind und wenig Welle dafür aber einen strahlend blauen Himmel und weite Sicht
Wir entfernen uns von Graciosa sehen rechter Hand San Gorge, dahinter Pico, dessen Spitze in den typischen über den Insel hängenden Wolken verschwindet. Auch unser 50 Seemeilen entferntes Ziel ist schon zu erkennen.
Nach zwei Stunden entdecken wir ein paar Flossen, die sich rhythmisch aus dem Wasser heben. Ein Schwarm von vielleicht 6-9 Schweinswalen gleiten in Sichtweite durch das Meer drei davon nicht weit und wir können die Familie eine Weile beobachten, wie sie gleichmäßig auf und ab tauchen und Luft aus ihrem Blasloch pusten.
Irgendwann gegen Mittag treffen wir auf eine Delphinschule, die schon am Vormittag in weiter Ferne unseren Weg kreuzte. Diesmal halten wir Kurs auf die Gruppe und geraten mitten zwischen die jagenden Säuger. Einige werden neugierig und besuchen uns, schwimmen spielend mit der Strömung, die am Bug entsteht und sind im kristallklaren Wasser fast zum greifen nah.
Nach der Umarmung der “Lieblichen” ist das wie ein kühler Kuss des Meeres.